Vor einigen Tagen wurde mir eine Veröffentlichung in meine Linkedin-Timeline gespült, dessen Titel meine Aufmerksamkeit erregte: “Organizational Demographic Faultlines: Their Impact on Collective Organizational Identification, Firm Performance, and Firm Innovation“. Ulrich Leicht-Deobald (Universität St. Gallen), Hendrik Huettermann (Bundeswehruniversität München), Heike Bruch (Universität St. Gallen) und Barbara S. Lawrence (University of California, Los Angeles) veröffentlichten dieses Paper im “Journal of Management Studies” im Dezember 2021.
In dieser Studie wurde der Zusammenhang zwischen Gräben innerhalb von Unternehmensorganisationen und der Innovations- und Leistungsfähigkeit untersucht. Ok, der Abbau von Datensilos ist die Basis des Business Cases fast aller PLM Projekte und somit keine wirkliche Sensation.
Neu in dieser Studie war aber der Blickwinkel, unter dem das betrachtet wurde. Die Protagonistinnen und Protagonisten schauen gezielt auf die demographischen Ursachen der Ausbildung solcher Trenngräben. Menschen mit ähnlichen Merkmalen (Geschlecht, Alter, soziale und/oder regionale Herkunft, …) bilden keine Netzwerke über die gesamte Organisation, sondern arbeiten so mehr oder minder unter sich zusammen.
Die Studie führte zu einem klaren Ergebnis: Diese demographischen Silos wirken sich klar und nachweisbar negativ auf die Innovations- und Leistungsfähigkeit von Unternehmen aus.
Somit schlägt das Beharren auf überholten konservativen und althergebrachten Denkmustern die Hüter des “Früher war alles besser” mit den eigenen Waffen. Innovationen und die Performance von Organisationen werden vermindert und gebremst, wenn sich keine demographisch-diversen Netzwerke in Unternehmensorganisationen ausbilden können.
Das wo ist hier die Verbindung zum PLM? Datensilos wollte PLM schon abbauen, als es noch CIM hieß. Über gemeinsame Datenmodelle, Product Data Backbones und Systemintegration wird in jedem Projekt ausgiebig diskutiert.
Und auch zum organisatorischen und arbeitskulturellen Wandel, der mit PLM einhergeht, wurde schon sehr viel geschrieben. Der geneigten Leserin und dem geneigten Leser möchte ich dazu den Blogartikel “Es wird menschlich – die Organisation rund um ihr PLM System” und das Interview mit Bernd Ebert an das Herz legen.
Ebenso ist die Umsetzung und Begleitung dieses ein fester Bestandteil ein jeder PLM Initiative. Das reicht von der intensiven Projektkommunikation über die Einbindung von Key Usern und Stakeholdern bis hin zu vielfältigen Trainingsmaßnahmen.
Martin Eigner bringt es auf den Punkt: “Jeder PLM Anwendungsfall verlangt nach einer individuellen Lösung. Technik, Organisation und Menschen müssen gleichwertig eingebunden werden“. Ich nicke zustimmend und möchte das “Organisation” und “Menschen” betonen.
Mit der Lektüre dieser Studie hat sich mein Mindset definitv erweitert. Diversität wirkt in Unternehmensorganisationen als erfolgsverstärkender Faktor und das hat definitiv einen Einfluss auf erfolgreiche PLM Projekte.
Es gibt Beispiele dafür, die in diesen Aspekt auf der Agenda haben, Initiativen starten und handeln. Stellvertretend sei auf das LEAD Network verweisen, auf das ich durch meinen Fellow Mick Broekhof aufmerksam wurde.
Diesen spannenden Gedankenanstoss möchte ich mit der Community teilen. Und er hat mich zum Nachdenken gebracht. Man soll ja immer zuerst vor der eigenen Tür kehren. Wenn wir uns in der PLM Branche umschauen, wie divers sind wir eigentlich?