In meinem heutigen Blog-Beitrag möchte ich mich einem altbekannten Thema widmen, das aber immer noch nichts an seiner Brisanz verloren hat: Der Identifizierung von Bauteilen mittels Nummernsystemen. Sicherlich ist das kein stylishes Web-2.0-Thema, aber ohne dieses solide Fundament gibt es keine beständige Konstruktion.
In Deutschland, dem Land der Ingenieure, ist die Diskussion über Nummernsysteme und Bauteilerkennung ganz und gar nicht neu. Sachmerkmalsleisten, Klassifizierungen, „sprechende“ Nummernsysteme und weitere Ordnungsmerkmale entsprechen unserer gründlichen Mentalität und Ordnungsliebe. Sie waren und sind die Grundlage für einen effizienten Entwicklungs- und Produktionsprozess.
Gerade sprechende Nummernsysteme zur Bauteilidentifizierung haben sich heute in fast allen Industrieunternehmen etabliert. Historisch gewachsene Codierungsalgorhythmen, z. B. für das Projekt, die Produktlinie, bestimmte Bauteilmerkmale usw., sind den Mitarbeitern in Fleisch und Blut übergegangen. Im Rahmen von PLM-Systemeinführungen werden aber häufig (durchaus zu Recht) diese althergebrachten Nummernsysteme hinterfragt. PLM-Systeme bieten die Möglichkeit, über Attribute, Klassifikationen und Relationen Bauteile eindeutig zu kennzeichnen. Eine eindeutige Kennzeichnung in Form einer Teilenummer ohne Systematik ist vollkommen ausreichend. Baugruppen können über attributgesteuerte Suchabfragen deutlich komfortabler und effizienter wiedergefunden werden als über die Codierung innerhalb eines sprechenden Nummernsystems. Des Weiteren stößt jedes Nummernsystem irgendwann an seine Grenzen und die Ausnahme- und Erweiterungsregelungen machen es meist nicht einfacher. Diese Einschränkung gibt es bei Metadaten (Attribute, Relationen) nicht – ein klares Plus für diesen Ansatz. Auf der anderen Seite ist außerhalb des PLM-Systems, zum Beispiel beim Datenaustausch mit Zulieferern ohne PLM-System, das sprechende Nummernsystem eine Möglichkeit, beschreibende Informationen den Bauteilen mitzugeben. Jede Medaille hat dann doch wieder zwei Seiten, die es zu beleuchten und zu bewerten gilt.
In den letzten Jahren eroberte sich aber noch ein ganz anderer Ansatz der Bauteilidentifikation und -suche die PLM-Welt. Teilenummern werden mehr oder minder vollkommen unwichtig, wenn man Bauteile nach ihrem originären Informationsgehalt suchen kann: Nach ihrer Gestalt und Geometrie. Softwarewerkzeuge zur geometrischen Ähnlichkeitsteilsuche erlauben es, auf Basis einer skizierten Geometrie nach ähnlichen Teile zu suchen. Dies kann auch erweitert werden, indem man in der 3D-Visualisierung anhand des Bauraums und der Gestalt die Teile findet, die man benötigt. Aus Anwendersicht ist das ein vollkommen anderer Ansatz: Die Bauteilidentifikation ist deutlich intuitiver, da nicht die Suchabfrage in Attribute codiert werden muss. Dann tritt auch die Bedeutung einer Teilenummer als Informationsträger für Metainformationen vollkommen in den Hintergrund.
Aus meiner Sicht wird in der Zukunft der Weg über eine geometrische Suche deutlich an Gewicht gewinnen.